Rahmenprogramm Grätsche 2020

Getreu dem Leitsatz «Der Mensch lebt nicht vom Theater alleine» gab es während dem Festival ein breites Rahmenprogramm: Die Nachbesprechungen der Voyeur*innen waren ein wichtiges Element der gemeinsamen Auseinandersetzung mit den Stücken. Mit den Schauspielenden und dem interessierten Publikum wurde über das auf den Bühnen Gesehene diskutiert. Des Weiteren fanden interne Workshops statt, in denen sich die jungen Schauspielenden mal mit körperlichem Ausdruck, mal mit der Positionierung selbstorganisierter Theatergruppen in der Deutschschweizer Kulturlandschaft auseinandersetzten. Auch bei der Live-Musik gab es einen partizipativen Ansatz: Dank dem Verein Resonance Jams konnte mensch sich abends spontan ein Instrument schnappen und im Kafirümli mitimprovisieren. Später ging es dann jeweils in den Keller: Da trug der Liedermacher Nils van der Waerden seine gewitzten Lieder vor, die Newcomer*innenband Fjälla zeigte ihren musikalischen Power und hochkarätige DJs und DJanes liessen uns bis spät in die Nacht die Tanzbeine schwingen.

Gruppen 2020

Bangebukse

«TÄTER»

Dauer: ca 60 Min
Von und mit: Alexandra Arndt, Anna Hofstetter, Anouk Leu, Franziska Obrist
Regie: Sonja Streifinger
In Täter geht es um Mütter und Väter, die sich an ihren Kindern vergehen und sie zu sexuellen Handlungen nötigen und um Eltern, die wegsehen. Die beiden Hauptfiguren Petra und Paul teilen das gleiche Schicksal. Es führt sie zusammen und gemeinsam wagen sie den Versuch, den Missbrauch durch ihre Eltern zu stoppen. Dabei müssen sie sich mit Themen wie Gewalt, Abhängigkeit der Eltern, mit der Frage nach dem Eigentum des eigenen Körpers und der Scham auseinandersetzen.

Cie Binschenettli

«SELECTA ERRECTA»

Dauer: 45 Min
Von und mit: Fiona Fankhauser und Gino Rösselet
Der Selecta ist ein Tausendsassa. Jederzeit geöffnet, gross, farbig und hell schmückt er so manch unerwartete Ecke. Immer zu- gänglich und verfügbar, ein Experte für unvergessliche Genussmo- mente. Snackautomat und Begeg- nungsort in Einem, sein anzie- hendes Licht – ein Scheinwerfer auf die Bühne des Lebens. Nur ein Verpflegungs- und Unterhaltungsangebot oder doch bald der Ursprung aller Dinge schlechthin?

Die Wölfinnen

«STARK»

Dauer: ca 30 Min (werkschau)
Von und mit: Nina Laukenmann, Fanny Levy, Yvonne Ehrensperger, Ruby Betulius, Maria Arnold
Regie: Kira van Eijsden
Technik: Johnny Assenberg
Stark, stark sein, sich stark fühlen, sich stärken, sich gegenseitig den Rücken stärken. Wir tanzen und sind gemeinsam. 6 Frauen. Die Raum einnehmen, sich verbinden & vernetzen. Untersuchen und zeigen, mit Ellenbogen und Feingefühl. Vielleicht laut und gross, klobig und ungefiltert, weil es geht nicht immer lieb & fein zu sein. Vielleicht klein und fein und leise. Wir fragen wo sind die Heldinnen in den Geschichten und Märchen, wo ist die Frauenliteratur in den Schulen? Was, wie, wo geht stark? Stark hat viele Fraben. Mut ist eine davon. Mutig untersuchen wir die verschiedenen Nuancen von Stärke, den ersten Versuch zeigen wir am Grätsche.

Flux Crew

«TO BE DROPPED AND CROWNED»

Dauer: 45 Min
Von und Mit: Anik Auer, Alanah Mörgeli, Pia Ringel, Sarah Mäder, Vanessa Wüst
Choreografie: Sheila Runa
Choreografische Assistenz: Arlette Dellers
Komposition: Paul Schmidt
Kompositions Assistenz: Jonas Fülleman
Musikproduktion: Paul Schmidt, Samuel Müller
Pro-tools Operator: Samuel Müller, Jonas Fülleman
Recordist: Samuel Müller, Jonas Fülleman
Instrumentalisten: Alisson Stettler, Letizia Zoopis, Paul Wang, Kieko Miura, Ariadna Catalayud, Gabi Linkova, Flavio Mieto
Bühne: Kornel Dellers
Kostüm: Morris Manser
Organisation: Arlette Dellers, Sandra Albrecht, Yevheniya Kravets.
Wo ein Leben beginnt, startet auch ein anderes neu. Denn nach der Geburt ist alles anders. Aus eins sind nun zwei geworden, eine Astgabelung verzweigt. Selten verläuft der weitere Weg genau so, wie man es sich vorgestellt hat. Muttersein bedeutet sich der Veränderung zu stellen. Es ist ein Geschenk und ein Kampf, ein Schrei, eine Wunde, ein Wunder – und ver- wandelt sich impulsiv, verletzlich und heilsam in ein zeitgenössisches Tanzstück, das bewegt.

Freie Bühne Kreuzlingen

«SECRETS YOU WOULD NEVER TELL»

Dauer: ca. 50 Min
Von und mit: Eric Scherrer, Aleena Krähemann, Corine Fischer, Sarina Hess, Jane Demeulemeester, Lily Demeulemeester, Alena Weber
Produktionsleitung, Regie, Bühnenmusik: Sara Vivian Weber
Technik: Timon Egli
Technikhilfe und Grafik: Eric Scherrer
Sieben Menschen, nicht fremd aber auch nicht wirklich verbunden, treffen zusammen. Eine mysteriöse Karte nur mit einer Ort und einer Zeit beschrieben, die in eine abgelegene Hütte führte, hat die unterschiedlichsten Jugendlichen zusammengeführt. In einem fremden Raum, der sie als Gruppe neu belebt, schweisst sie das Unbekannte zusammen. Doch mitten in diesem Raum, belebt von diesen sieben lebendigen und doch sensiblen Jugendlichen gibt es Geheimnisse. Geheimnisse, die man niemals preisgeben wollen würde.

Jil/Yunus/Josef

«None of this»
(englisch)

Dauer: ca 60 Min
Von und mit: Jil Dreyer, Yunus Ersoy, Josef Mehling, Recherche mit Ion Bloch Rand, Maren Küppler
None of this is really happening. None of this is real. None of this is about all of us. None of this is for you. None of this is meant to send a message. None of this is art.

Jungthaeter

«MER WARTED»

Dauer: ca 50 Min
Von und mit: Carina Stiefel, Ener Yagcioglu, Rabea Egg, Nadine Hochstrasser, Luca Corsi, Dominik Jedele, Yuvviki Dioh, Linda Vollenweider
Produktionsleitung: Yuvviki Dioh, Linda Vollenweider
MER WARTED ist eine performative Selbsterforschung im öffentlichen Raum. Mit Mikroskop, Lupe und Reflexion untersuchen wir das Mikro im Meso im Makro. Sind Alternativen denkbar? Gehts auch anders? Gehts noch? Wie kannst du nur? Wohin gehen wir? Warum fragst du? Warum fragst du nicht? Macht das überhaupt Sinn?Fragen über Fragen und soviele Antworten? Wir erfüllen keine Erwartung. Wir erwarten keine Erfüllung.

Kollektiv Dyonisos

«DU TEUFEL – Ein Exorzistisches Kammerspiel»

Dauer: ca 75 Min
Von und mit: Catherine Claessen, Roman Hostettler, Raphael Schmitz
Regie: Noah Beeler
Dramaturgie: Dominik Kilchmann
Regieassistenz: Joelle Iten
Musik: Giulia Bättig
Was spielt sich hinter den verschlossenen Türen unserer Gesellschaft ab? Was geschieht, wenn ein Mensch sein Leben einer extremistischen Ideologie vollkommen hingibt? Was befeuert diese Überzeugung zu einem Punkt, an dem man bereit ist, dafür Menschen zu verletzen oder gar zu töten? Auf der Suche nach Antworten blickt das Kollektiv Dionysos in den Keller und die Köpfe einer katholischen Exorzistenfamilie.

Als Sandy mit ihrem Freund Gautschi dessen Bruder Roman in seinem Elternhaus besucht, offenbart sich ein dunkles Kapitel Familiengeschichte und ein Kampf um moralische Wertvorstellungen.

Nora & The Gang

«RÄUBER & PONY»

Dauer: 82 Min
Von und mit: Margarita Lajqi, Nora Tommer, Sebastian Henn, Georg Bachmann, Fabian Molina, Fabian Wenk, Rafael Haldenwang, Deborah von Wartburg,
Regie: Sebastian Henn
Kostüme: Nora Tommer
Bühnenbild: Leonie Müller
Musik: Rafael Haldenwang
Technik: Jonas Hess
Text: Fabian Wenk, Sebastian Henn
Warum müssen Helikopter immer explodieren? Was ist die geheime Zutat für richtig gute Nudeln? Und was hält Jessy eigentlich von Ponys?Die jüngste Produktion des Theatersyndikats Nora & The Gang liefert lang ersehnte Antworten auf gesellschaftlich irrelevante Fragen. Und sie liefert noch viel mehr. Einen Koffer. Mega viel Geld. Ein zehnjähriges Praktikum. Das Arschgeweih-Prinzip. Nudelsuppe mit Huhn. Vielschichtige Persönlichkeiten. Die Beinscheren-Technik. Ein gefährliches Mehl-Luft- Gemisch. Jede Menge Waffen. Zerfallende Orangenpyramiden. Und Momente der Freiheit.

Dank an: Alte Kaserne Winterthur

Oimoi

«ich spiegle, wer bin ich?»

Dauer: 40 Min
Von und mit: Nadja Pauli, Iris Pauli, Kaspar Marugg, Loren Schaad, Carina Doll, Manon Bigler
Bühne und Regie: Nadine Meier, Valentin Egli
Ausgehend von der Wirkung und den Möglichkeiten der Bühneninstallation, wurde das Stück „ich spiegle, wer bin ich?“ von den Tänzerinnen und Schauspielenden im Kollektiv erarbeitet. Das Stück bricht mit der traditionellen Bühne und bringt die Zuschauenden und die Darstellenden auf eine gemeinsame Ebene. Begegnungen werden gespiegelt und die Wahrnehmung verschiebt sich in den Raum im Spiegelbild. Perspektive frei wählbar!

Onstage Artists

«WIE GAHTS?»

Dauer: 45 Min
Von und mit: Manuel Hallauer, Olivia Geisser, Seraina Faust
Wie gaht’s? Comment ça va? Ni hao ma? Wie geht es dir? Diese Fragen hören wir überall auf der Welt immer, und immer wieder. Doch wen interessiert es wirklich, wie es uns geht?

Wer will tatsächlich hinter die Fassaden schauen und wem reicht ein einfaches «gut» mit gekünsteltem Unterton. Immer mehr rennen wir durch die Welt, als wären wir programmiert. Ja nicht zu glücklich, aber auch nicht zu traurig, Hauptsache nicht zu auffällig. Maske auf oder Maske ab. Knall ehrlich oder doch programmiert. Fremdgesteuert oder Selbstgesteuert. Zwischen nervigem Smalltalk und ehrlichem Gefühlschaos schaut das Stück, mit viel Bewe- gung und eigenen Geschichten, hinter die Masken der Gesellschaft.


Stürmerinnen und Dränger

«SKÖNE OKE»

Dauer: ca 50 Min
Von und mit: Meret Mareike Behschnitt, Sophie Caulfield, Tobias Drilling, Regina Frei, Nathalie Hanke, Delfina Ledermann, Dominique Legrand, Daria Locher, Clemens Oplatka
Choreografie: Valeria Popp
Text: ETA Hoffmann, Regina Frei
Frei nach der Erzählung «Der Sandmann» von ETA Hoffmann.
Wir begleiten Clara bei der Aufarbeitung der Geschehnisse, die zum Niedergang ihres Verlobten Nathanael führten, Station für Station. Trauen wir anfangs unseren eigenen Augen noch, so sehen auch wir uns zunehmend konfrontiert mit der Untrennbarkeit von Vernunft und Wahnsinn, Realität und Einbildung.


Young Lab/Grande Giro

«MORGEN»

Dauer: ca 75 Min
Von und mit: Arianna de Angelis, Camilla Stanga, Elmira Oberholzer, Lia Franchini, Noemi Zürcher, Samuel Cingari, Fedro Mattei, Robert Barbaric, Tiago Poretti, Arno Fauconet, Laura Ponti, Meret König
Kreation: Lea Lechler, Valentina Bianda, Daniele Bianco
Mit der Unterstützung von: Göhner Stiftung, Jürg Georg Bürki Stiftung
In Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum und der Gemeinde Mendrisio www.grandegiro.net
In einem Bunker sitzen fünf groteske Gestalten fest, konfrontiert mit einer Aussenwelt, die in postapokalyptische Szenarien abdriftet, sowie einer Gesellschaft, die neu zu erschaffen ist. Die Situation zwingt sie, ihre eigenen Überzeugungen auszudrücken und die Schönheit aufzudecken, welche sich in ihren grotesken Körpern verbirgt. Gemeinsam fantasieren sie darüber, wie sie ans Licht zurückkehren können, um eine neue Welt zu erschaffen.